Wassermädchen von Höhenfeld

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Die Wassermädchen von Höhenfeld


Als einmal die Dorfjugend von Höhenfeld in der Vogtei Thrymir nach altem Brauch zum Tanz in einer Scheuer beisammen war, kamen zwei fremde weibliche Gestalten herein. Sie waren nicht in der üblichen Landestracht gekleidet, sondern trugen beide dunkle Überwürfe. Einer der Burschen fragte sie, ob sie auch tanzten. Dies bejahten sie. Als sie dann zum Tanze gingen legten sie ihre Mäntel ab. Da erschienen sie in lichtblauen Gewändern mit kurzen Ärmeln, schneeweißen Schürzen und gelben Handschuhen, die bis zum Ellenbogen reichten. Ihre Haare waren schön geflochten und von goldgelber Farbe. Ihr Tanz erschien so zierlich und fein, dass sie allgemeine Bewunderung erregten. Spät in der Nacht erklärten sie nun nach Hause gehen zu müssen. Da lud der Sternwirt zur folgenden Winterspinnstube ein, die einige Tage später stattfinden sollte. Die beiden Fremden sagte zu, wenn es ihnen möglich sei.

Als der Abend herankam öffnete sich die Tür, die beiden Mädchen kamen in derselben Tracht wie früher und setzten sich in die Stube mitten unter die Spinnerinnen. Zum Spinnen legten sie ihre Mäntel und Handschuhe im Nebenzimmer ab. Dann spannen, sangen, plauderten und scherzten sie mit den anderen zusammen, auch Speise und Trank nahmen sie zu sich wie alle anderen auch. Als sie sich gegen Mitternacht entfernte richteten sie an die Anwesenden die Frage wann und ob sie wiederkommen dürften.

Am dritten Abend erschienen sie dann auch wieder. Im Eifer der Arbeit fiel zufällig ein Knäuel Garn dem einen Mädchen zu Füßen. Schnell bückte sich ein Bursche danach und hob es auf. Dabei streifte er mit der Hand den Saum ihres Kleides und fühlte, dass dieser ganz nass war. Als beide Mädchen die Spinnstube am Abend verlassen hatten, erzählte er von seiner Wahrnehmung. Als nun auch ein anderer berichtete, sein Großvater habe oft erzählt, in dem Seebrunnen bei dem Dorfe gäbe es Wasserfräulein, so war man sich einig, dass beider Fremden niemand anderes als diese sein könnten. Da sich aber die Burschen des Dorfes immer lebhafter für die Wasserfräulein interessierten, so wurden die Dorfschönheiten bald eifersüchtig.

Eine derselben nahm dann in der letzten Spinnstube des Winters einen der Handschuhe der Fräulein weg. Als diese endlich weggehen wollten, suchten sie lange vergebens danach. Als es eben Mitternacht war und der Handschuh immer noch nicht gefunden war, so rief eine der beiden laut aus: „Wir sind verloren!“ und weinte.

Darauf entfernten sie sich und eilten zum Seebrunnen. Am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang begann das Wasser der Quelle plötzlich zu brausen und ein Blutstrahl stieg auf. Die Fräulein kamen von da an nicht wieder. Das Dorfmädchen, das den Handschuh versteckt hatte, fand kein Glück mehr in ihrem ganzen übrigen Leben. Auch der Seebrunnen zeigte von der Zeit an viel weniger Wasser.

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