Sage vom Alten See

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Die Sage vom Alten See

Auf den Düsterpfeilern in Tempturien, bei den Ruinen von Burg Felsberg zieht sich eine Niederung hin, die man den Alten See nennt. Schlanke Silberpappeln erheben sich auf dem erhöhten Ufer des ehemaligen Wasserbettes, auf dessen Grund sich nun grünes Gras und bunte Blumen befinden.

Auf der Burg soll in grauen Vorzeiten einst ein gar furchtbarer Recke gehaust haben, welcher der Schrecken der ganzen Gegend war. Er beraubte die harmlosen Wanderer, trieb den Hirten ihre Herden weg und fiel ihm ein hübsches Mädchen in die Hände, so ward sie auf seine fast unzugängliche Burg geschleppt.

Eines Tages zog er an einem Schrein vorbei, der von Linden umgeben am Ufer des Sees stand und erblickte in demselben eine Jungfrau von unvergleichlicher Schönheit. Vor dem Götterbild knieend verrichtete sie ihr Dankgebet an Ellyris, die ihre Mutter von einer langen Krankheit hatte genesen lassen. Der Ritter entbrannte augenblicklich in schnöder Lust, riss die Betende vom Götterbild weg und wollte sie schon ihrer Tränen und Flehens ungeachtet auf sein Pferd heben und mit ihr auf sein Felsennest jagen, als sie die Bitte äußerte, noch ein kurzes Gebet im Schrein sprechen zu dürfen. Ungern willigte der Räuber letztendlich ein.

Nun warf sich die Jungfrau vor dem Bild der Ellyris nieder und rief voller Verzweiflung: „Oh Herrin von Werden und Vergehen, nimm mich rein und unbefleckt zu dir!“. Nach diesen Worten raffte sie sich auf, eilte aus dem Schrein, huschte an dem Recken vorbei und stürzte sich in den See. Aber die Fluten wurden ihr nicht zum Grabe, unsichtbare Hände trugen sie darüber zum jenseitigen Ufer.

Der Räuber wollte ihr in blinder Wut nachstürmen, aber das Wasser schlug über seinem Haupt zusammen und des Abgrunds Geister rissen ihn mitsamt allen Fluten hinab in ihr finsteres Reich. Als sich die Erde mit lauten Getöse wieder schloss war auch der See verschwunden. Noch heute hört der einsame Wanderer manchmal im Dunkeln der Nacht dumpfe, wehstöhnende Laute aus der Tiefe, dort wo sich einst der See befand.

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