Die blutige Brücke

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Die Geschichte von der blutigen Brücke hat ihren Ursprung in der frühen Phase der Bruderkrieges, als sich Taurien und Tempturien verfeindet gegenüberstanden. Über den genauen Ort des Geschehens gibt es verschiedene Ansichten, unstrittig ist jedoch, dass die Geschichte auf mehr oder minder wahren Gegebenheiten basiert. Die Gelehrten streiten sich darüber, inwiefern diese Geschichte einen Einfluss auf die späteren Ereignisse um Quasmenburg hatte, als Tempturien wider Erwarten taurischen Vertriebenen auf der Flucht vor lorenischen Truppen Hilfe zuteil werden ließ.

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Der junge Mann der noch keine zwanzig Sommer gesehen hatte saß am Rand des Brückenpfeilers und verleibte sich so eben ein Stück des getrockneten Schinkens ein, welchen man ihnen am gestrigen Tag ausgeteilt hatte, die Rationen waren mager. An ihm liefen die taurischen Flüchtlinge vorbei, kleine Kinder, alte Menschen und nur wenige im besten Alter und selbst jenen sah man an, welche grässlichen Spuren der Krieg an Leib und Seele hinterließ. Seine eigene Stimmung war nicht die Beste, überall in seinem Banner tuschelte man darüber, dass die Tempturier ihnen im Nacken saßen und sie bald nicht mehr die Wahl hatten ob sie kämpfen wollten. Mit ihrem erst kürzlich bunt zusammen gewürfelten Haufen würde es ein Massaker geben.


Plötzlich wurde er aus seinen Gedanken aufgeschreckt, als sich ein schwer Gerüsteter neben ihn setzte, das Gesicht des Mannes, welches von einem kräftige, rot braunen Vollbart geziert wurde, kannte er nicht. „Und wie steht die Sache, Soldat?“ begrüßte er ihn. Dragoi antwortete knapp:“ Könnte besser sein.“ Er konnte nicht erkennen ob der Mann zu seinem Banner gehört, oder überhaupt ein Soldat war, also hielt er sich lieber bedeckt, nur das jener kämpfen konnte sah man dem Mann Mitte der dreißig an. Seine Rüstung trug bereits viele Spuren des Kampfes. So schluckte der junge Soldat den Bissen, welchen er sich eben noch in den Mund gesteckt hatte herunter und beschloss zu fragen, wer denn neben ihn sitze: „Und ihr seit?“ Er schollt sich bereits jetzt einen Narren, jemand in solch einer Rüstung musste von Stand sein, dämmerte ihm. „Luzius, der neue Hauptmann des Banners.“ Dragoi klappte die Kinnlade nach unten. „Der Luzius? Über den man sich so viel erzählt?“ sprudelte es aus ihm heraus.Der ältere Mann musste schmunzeln. „Was erzählt man sich denn über diesen Luzius?“ Der Soldat brauchte einen Moment um die Worte wiederzufinden.“ Nun,..ähm. Er soll vor wenigen Wochen einen vorgelagerten Posten im Dorf Brak verteidigt haben, welcher hoffnungslos verloren schien. Man sagt ihm nach, er solle eine besondere Verbindung zu Kapal haben, nur deshalb soll es ihm gelungen sein das kleine Fort im Namen des Zornigen zu verteidigen.“ Das Grinsen des Hauptmanns wurde breiter. „So so, eine Verbindung zu Kapal sagt man mir nach.“


Dragoi schluckte, es war tatsächlich der Luzius, von dem man sich erzählte und er war hier, vielleicht gab es doch noch mehr Hoffnung als er glaubte. Mit dem Beistand der Götter, dem Beistand Kapals würden sie bestehen, redet er sich ein. Luzius stand auf. „Eigentlich wollte ich euch nur die Nachricht überbringen, das wir hier bleiben werden. Von hier aus werden wir den Rückzug der Flüchtlinge decken, es gibt weit und breit keinen besseren Ort, sagt den anderen Bescheid.“ Vor einer halben Stunde noch wäre sich Dragoi sicher gewesen nun den Tod ins Augen zu blicken, jetzt war er sich da nicht mehr ganz so sicher. Langsam begann es zu schneien und die ersten Flocken erreichten den Boden. Der Winter erhielt Einzug und vertrieb den Herbst aus den Gefilden des Baladirs. Nicht einmal eine Stunde später hatten sich die Leute des Banners am Brückenkopf gesammelt. Luzius warf einen Blick über den Haufen, unter ihnen war auch jener Soldat mit dem er vorhin kurz am Fuß der Brücke gesprochen hatte. Mit ihm waren es achtundvierzig Männer und Frauen die sich den Tempturiern entgegenstellen würden. Nur wenige Augenblicke später erschien ein Späher der die vorrückenden Truppen des Feindes ankündigte. Die letzten Flüchtlinge überquerten gerade die Brücke. Die ersten Schneeflocken sammelten sich am Boden zu kleinen Wehen und ein kalter Wind frischte auf. Luzius begann seine wenigen Leute auf der Brücke zu positionieren und teilte sie in verschiedene Gruppen ein die sich abwechseln sollten. Er selbst stand in der ersten Reihe. Am Horizont konnte man in dem dichter werdenden Schneetreiben die ersten Umrisse der tempturischen Kolonne erkennen. Die Götter waren mit ihnen, das Schneetreiben verhinderte, das sie auf der Brücke einfach zusammen geschossen werden konnten.


Als bereits die Schritte des Feindes zu vernehmen waren, erhob Luzius die Stimme:

Herr aller Essen, Kapal, höre dein Name wird besudelt.
Jene sind gekommen um uns von hier zu vertreiben,
ihnen verlangt es nach unserem Leben.
Wir stehen hier auf deinem Werk, geformt aus deinem Stein.
Lass es uns ein Bollwerk sein.
Wir verteidigen das Leben von Schwachen und Kranken.
Sei unser Schild, sei ihr Schild, dann sind wir deine Klinge.
Für Kapal für die Fünf.

Bald darauf begann die ungleiche Schlacht, die Taurier waren stark unterlegen, doch unter dem Kommando von Luzius gelang es ihnen die tempturischen Truppen lange aufzuhalten. Das eigene teuer verkaufte Blut und das der Feinde, vermischt mit dem Schnee machte den Kampf zu einem gefährlichen Tanz auf den Kopfsteinpflaster. Die wenigen Männer und Frauen wechselten sich so gut ab wie möglich nur ihr Hauptmann wich nicht aus der ersten Reihe. So vergingen drei lange Stunden in denen Schritt um Schritt von der Brücke erkämpft wurde. Zuletzt stand nur noch Luzius mit einer Hand voll Männern auf der anderen Seite der Brücke, er selbst war kaum noch richtig im Stande zu stehen, dennoch spornte er die Verbliebenen zu einem letzten Widerstand an. Sie wurden vernichtend geschlagen und mit ihrem Anführer starb auch der letzte Funke von Hoffnung. Fast keiner der Taurier überlebte diesen Tag, doch bald war die Geschichte von Luzius und seinen Männern in aller Munde, wie sie mit ihrem Mut das Leben vieler Flüchtlinge vor den grausamen Tempturiern gerettet hatten. Nach dem Tod von Luzius aus Taurien rankten sich viele weitere Geschichten um ihn, seine Taten und seine Nähe zu Kapal.

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