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Tempturien ist flächenmäßig
nach Taurien die zweitgrößte Provinz Magoniens, an der
Bevölkerung gemessen die mit Abstand größte. Es
grenzt im Norden an Hrayland, im Westen an Taurien, im Südwesten
an Scorien und im Süden an Lorenien. Im Nordwesten endet Tempturien
an den ersten Ausläufern der Grauen Höhen, im Nordosten
verläuft die Grenze durch die Düsterpfeiler hindurch.
Im Südosten gehört zudem die nördliche Hälfte
von Kapals Tränen zum Territorium. Damit verfügt die Provinz
über Gebirge, beträchtliche Waldbestände und vor
allem über fruchtbare, teilweise leicht hügelige Ebenen.
Politisch unterteilt sich Tempturien in die Präfekturen Morrigân,
Tremera, Shyr und Hjarga.

Das tempturische Volk wird geschätzt auf 67.000 Einwohner,
alleine ca. 30.000 Einwohner konzentrieren sich in und um die Hauptstadt
Morrigân. Die Bevölkerung besteht fast ausschließlich
aus Menschen, jedoch gibt es in den Städten und im Gebirge
hier und da auch kleinere Zwergen-Gemeinden. Die Provinz
wird regiert durch den Tempestarius, der gleichzeitig auch dem gesamtmagonischen
Rat der Tempestarii als Großer Navigator vorsteht. Sein Herrschaftssitz
ist eigentlich die Festung Agash-Khor, östlich von Morrigân.
Allerdings besitzt er auch eine Residenz direkt in der Hauptstadt
sowie verschiedene Pfalzen in der ganzen Provinz. Im Amt ist zur
Zeit der angesehene Tarrago von Agash-Khor. Die Präfekten
erhalten ihr Amt und Lehen durch den Tempestarius, ihrerseits geben
sie beides an Vögte weiter. Allerdings gibt es auch wenige
freie Reichsgemeinden, die direkt dem Tempestarius unterstehen.
Dadurch besteht in Tempturien ein personales Netzwerk, welches beim
Tempestarius zusammenläuft. Theoretisch kann der Tempestarius
alle ihm unterstellten Positionen nach seinem Gutdünken besetzen,
praktisch hat sich im Laufe der Zeit jedoch das Faktum der dynastischen
Erblichkeit eingestellt. Die Präfekten und Vögte
agieren zwar, was Verwaltung und Gerichtsbarkeit angeht, einigermaßen
unabhängig, sind aber immer dem Tempestarius rechenschaftspflichtig.
Regelmäßig finden an verschiedenen Orten Reichstage des
Tempestarius statt, der hierzu zwischen seinen Pfalzen umherreist.
Dort kann sich jedermann direkt an den Herrscher wenden, dessen
Wort und Beschluss Gesetzeskraft besitzt. Gesellschaft
...kommt noch! Geschichte
Das Jahrhundert der Egolfinger
Die Vorgänge um Egolf I. und Egolf II.
Im Jahre 128 vor Dj. starb der Tempestarius Toanbran kinderlos.
Auf den Thron folgte ihm Egolf von Telvenik, der aus einer Nebenlinie
derer von Agash-Khor entstammte. Unter dem Tempestarius Egolf begann
sich Tempturien zu verändern. Ausgestattet mit Güte, einnehmenden
Aussehen, Charme, Intelligenz und politischen Scharfsinn besaß
Egolf im Grunde alles, was man sich von einem Herrscher wünschen
konnte. Und auch im Volk war er recht beliebt, zumal die Ernten
gut waren und der Handel blühte. Der tempturische Wohlstand
war auf der ganzen Insel berühmt. Allerdings war Egolf auch
sehr ehrgeizig...vielleicht zu ehrgeizig. Er umgab sich gerne mit
Bediensteten aus dem Kleinadel, zum Teil sogar mit Unfreien, und
ließ diesen hervorragende Ausbildungen zukommen.
Im Kreise der Grafen, Barone und Reichsritter fühlte er
sich unwohl, weil er deren Ränkespiele und Lust an Fehden missachtete.
Der höhere Adel seinerseits betrachtete es mit Unverständnis
und Stirnrunzeln, dass der Tempestarius sich nicht Berater aus ihren
Kreisen erwählte. Die Stimmung war also gespannt. Und so entwickelte
Egolf die Idee, dass es das Wohl der Provinz fördern würde,
wenn mehr Macht in Morrigân läge. Er erließ Gesetze,
die Fehden zunächst einschränkten, dann völlig untersagten.
Egolfs Ziel war es, Recht und Ordnung zu gewährleisten und
dem Volk noch mehr Frieden und Wohlstand zu bringen. Davon allerdings
fühlte sich der höhere Adel gekränkt, denn die Fehdeführung
war eine Ehrensache, so wurde argumentiert. Man sprach dem Tempestarius
das Recht ab, derartig in ihre Belange einzugreifen und so gut wie
niemand befolgte diese Gesetze. Lediglich in weiten Teilen der Grafschaft
Tremera fügte man sich dem Willen von Egolf, was auf die traditionell
guten Beziehungen zwischen Tremera und Morrigân zurückgeführt
wird.
Egolf sah sich als Tempestarius des Friedens, und seine Abneigung
gegen den höheren Adel wuchs. Um seine Macht auszuweiten, errichtete
er eine Anzahl neuer, befestigter Pfalzen in ganz Tempturien, die
Besatzungen stammten allesamt aus der Umgebung von Morrigân
oder aus Tremera. Wieder fühlte sich der heimische Adel herausgefordert.
Man wollte nicht akzeptieren, dass nicht heimische Truppen für
die Pfalzen herangezogen wurden, zudem waren viele der neuen Pfalzen
dort errichtet, wo das Land besonders viel Reichtum lieferte. Und
alles, was die Pfalzen benötigten, floss freilich nicht in
die Taschen und Lagerhäuser des einheimischen Adels. Der Tropfen,
der das Fass zum Überlaufen brachte, war eine neue Pfalz am
nördlichen Rand von Kapals Tränen, in der damaligen Baronie
Hjarga-Ilmarinen, nahe der dortigen Silberminen. Der heimische Adel
tobte, als eine Besatzung aus Tremera in das befestigte Gut verlegt
wurde. Und so kam es, dass sich ein Mob aus einheimischen Bauern,
Bergleuten und Soldaten sammelte – man munkelt, unter Mitwisserschaft
oder sogar Federführung des Baron Garibald von Hjarga-Ilmarinen
– und die Pfalz belagerte. Als die Besatzung das Gut nicht übergeben
wollte, wurde es gestürmt, alle Verteidiger niedergemacht,
die Gebäude in Brand gesteckt. Die Bestürzung in Morrigân
war groß. Zwar entschuldigte sich Baron Garibald offiziell
und ließ sogar einige Rädelsführer einkerkern, gleichzeitig
aber weigerte er sich, die Pfalz wieder aufzubauen, da das Vorgehen
des Tempestarius nicht rechtens sei. Beide Seiten machten sich bittere
Vorwürfe und man begann schon damit, erste Truppen auszuheben,
als Egolf im Jahre 117 v. Dj. plötzlich starb. Es gab Gerüchte,
Garibald oder ein anderer gekränkter Adliger habe ihn vergiften
lassen, aber beweisen konnte man nichts.
Egolfs Sohn mit gleichem Namen war gerade einmal 8 Jahre alt und
so übernahm seine Mutter Agnes die Regentschaft in Tempturien.
Allerdings war sie dem hohen Adel nicht gewachsen, hatte sie ja
kaum Erfahrung mit Politik. Sie ließ sich überreden,
die Friedensgesetze rückgängig zu machen und auch einige
strittige Pfalzen an den jeweils heimischen Adel zu übergeben.
Graf Pontanus von Tremera, wohl der treuste unter den wenigen Gefolgsleuten
von Egolf I., wurde für die Erziehung des kleinen Tempestarius
ausgewählt, aber Agnes wurde bedrängt, diese Entscheidung
zu revidieren. Nach etwas mehr als zwei Jahren gab sie nach und
Egolf, der mittlerweile großes Vertrauen zu Pontanus gefasst
hatte, musste sehen, wie sein Ziehvater vom Hof verwiesen wurde.
Die Macht der Hauptstadt war in den folgenden Jahren schwach und
schwankend wie nie, Agnes war nicht mehr als ein Spielball des höheren
Adels, der mehr und mehr an Selbstbewusstsein gewann.
Der „Staatsstreich“ von Barbelo und der Tempturische Adelskrieg
Im Jahre 113 v. Dj. hielt Agnes gemeinsam mit Egolf II. Provinztag
in Barbelo, alle wichtigen Adligen ganz Tempturiens waren versammelt.
Es sollte ein Tag werden, der Tempturien und ganz Magonien verändern
sollte. Baron Garibald von Hjarga-Ilmarinen fürchtete, dass
Egolf bald die Herrschaft übernehmen würde und da der
Charakter des jungen Tempestarius stark seinem Vater ähnelte,
beschloss man, den Jungen zu entführen. Man lockte ihn unter
einem Vorwand auf ein Schiff und legte auf dem Torean, einem Seitenfluss
des Balladir, in Richtung Hjarga ab. Der geschockte Junge sprang
über Bord und nur dem beherzten Eingreifen eines Dieners ist
es zu verdanken, dass er nicht in den Fluten ertrank. Garibald erklärte,
dass er nun die Erziehung des Jungen übernehmen werde, die
er zum Wohle des Landes gestaltet werde. Agnes sei hierzu nicht
fähig. Die Provinz war höchst gespalten, aber man wusste
um die Schwäche von Agnes, die unter dem Tod ihres Mannes sehr
litt. Auch um einen Bürgerkrieg zu vermeiden, wurde dem zugestimmt.
Agnes indes versank in Selbstzweifel und Gram und vegetierte mehr
als sie regierte. Egolf verbrachte die nächsten 3 Jahre in
Hjarga. Er hasste Garibald, der ihm ein harter und strenger Erzieher
war, aber in Sorge um seine Mutter ergab er sich in sein Schicksal.
Im Jahre 110 v. Dj. schließlich starb Agnes und Garibald plante,
Egolf nun zum Tempestarius krönen zu lassen. Allerdings sollte
der junge Herrscher einen Kontrakt unterschreiben, der ihm so gut
wie alle Rechte in den Grafschaften und Baronien absprach. Ein Adelsrat
sollte dem Tempestarius zur Seite gestellt werden, der Herrscher
im Grunde nur noch Repräsentant sein. Egolf unterschrieb widerwillig
und wurde in Agash-Khor zum Tempestarius gekrönt. Der junge
Herrscher war allerdings alles andere als eine Marionette. Kaum
war er im Amt, verständigte er sich mit seinem ehemaligen Ziehvater
Pontanus, man sammelte alte Vertraute seines Vaters um sich und
widerrief den Vertrag. Die Provinz war in heller Aufruhr und schnell
formierten sich die Heere. Auf der einen Seite die Morrigân-Treuen,
darunter viele aus dem Kleinadel, auf der anderen Seite unter Führung
des Großteils des höheren Adels jene, die für mehr
Unabhängigkeit von der Hauptstadt streiten wollten. Und so
kam es zum Tempturischen Adelskrieg, ein Bruderkrieg, der viele
das Leben kosten sollte. Zwei Jahre wurde gestritten, da schien
sich das Kriegsglück gegen den jungen Egolf und seinen treuen
Gefolgsmann Pontanus von Tremera zu wenden. Es schien alles verloren,
als Pontanus sich in Egolfs Namen an den lorenischen Tempestarius
Theophan wandte, um diesen um Hilfe zu ersuchen. Theophan zeigte
sich geneigt, auf Seiten Egolfs in den Krieg einzutreten, allerdings
verlangte er als Gegenleistung die Abtretung des Gebietes von Ilmarinen
an Lorenien. Egolf willigte, bedrängt durch seine Notlage,
zähneknirschend ein und schon bald war der Krieg mit lorenischer
Hilfe entschieden – der Tempestarius hatte gesiegt und rächte
sich nun furchtbar. Seine Gegner aus dem Hochadel wurden ihrer Ämter
und Lehen enthoben, viele hingerichtet. Garibald wurde enthauptet
und sein Kopf am Burgtor von Agash-Khor aufgespießt. Ilmarinen
fiel an Lorenien.
Und eine weitere Neuerung wurde eingeführt: Die Grafschaften
und Baronien behielten zwar ihr Territorium, jedoch wurden sie zu
Präfekturen. Die Präfekten sollten für die Zukunft
vom Tempestarius ernannt werden und konnten von diesem auch abgesetzt
werden. Die Präfekten durften Vögte nur mit Zustimmung
des Tempestarius ernennen, dieser konnten sie auch wieder absetzen.
Die Macht über die Provinz sollte also künftig in Agash-Khor
liegen. Alle wichtigen Positionen in der Provinz wurden von Egolf
mit Getreuen besetzt, jedoch zeigte der Herrscher gegenüber
manchen Familien ehemaliger Gegner auch Milde. Wenn sie sich unterwarfen
und ihre Gefolgschaft für alle Zeit gelobten, durften manche
in angestammte Positionen zurückkehren. Die Friedensgesetze
von Egolf I. wurden erneuert. Und in Erinnerung an alle, die seinem
Vater einst loyal zur Seite gestanden hatten, wurde die Leibeigenschaft
in jeglicher Form in Tempturien abgeschafft.
Seitdem führen alle Wappen der tempturischen Präfekturen
das Wappen von Morrigân (ein silbernes Rad auf blau-schwarzem
Grund) als Bestandteil. Das Wappen von Tempturien indes, welches
bis zu diesem Zeitpunkt lediglich blau-schwarz geteilt war, wurde
so erneuert, dass es die Wappen der ehemaligen Baronien und Grafschaften
in ihrer ursprünglichen Form zeigt.
Das Ende des Krieges brachte Tempturien zur Ruhe und führte
in ein Jahrhundert von Frieden und erneutem Wohlstand. Egolf II.
regierte bis ins Jahre 58 v. Dj., auf ihn folgten Egolf III., Egolf
IV., und schließlich Toanand.
Und auch in den Präfekturen kehrte Frieden ein. Es gab keine
Fehden zwischen den Adligen mehr und man war dem Hof in Morrigân
treu ergeben. Niemals war es nötig, einem Adligen Amt und Lehen
zu entziehen und es bildeten sich neue Dynastien heraus. Die Tatsache,
dass tempturische Ämter und Lehen eigentlich nicht erblich
sind und den Grund für die Einführung der Präfekturen
hatte man schon bald fast vergessen.
Für Magonien waren die Vorgänge in Tempturien jedoch richtungsweisend:
In den anderen Provinzen erkannte man bald die Vorzüge der
Präfektur und es dauerte nicht lange, bis alle Provinzen die
Präfektur auf die ein oder andere Weise übernahmen, wenn
auch nicht mit den weitreichenden Machtbefugnissen, wie sie der
tempturische Tempestarius besitzt. Und auch Ilmarinen sollte noch
eine Rolle spielen. Der Umstand der Gebietsabtretung wurde von vielen
kritisiert und entwickelte sich zu einer schweren Belastung der
Beziehungen zwischen Tempturien und Lorenien. Der Tempturische Adelskrieg
ist längst Vergangenheit und auch das ungleich größere
Unglück, der Magonische Bürgerkrieg zwischen den Provinzen,
hat ein Ende gefunden. Aber noch immer ziert das Wappen von Hjarga
der doppelköpfige Adler, der für die alte Doppelbaronie
Hjarga-Ilmarinen stand. Und selbst heute noch gibt es Stimmen, die
das Gebiet um Ilmarinen für Tempturien zurückfordern.
...Erweiterungen kommen noch! .
Kultur ...kommt noch!
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